Echo-Verleihung bzw. die Deutschen und Award-Shows

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adamjohnson

Guest
Hat eigentlich jemand die Echo-Verleihung verfolgt? Ich habe selten etwas ähnlich peinliches gesehen. Peinlich waren in erster Linie die Moderatoren, besonders Matthias Opdenhövel. Bei den „Interviews“ mit anwesenden internationalen Showbiz-Größen hat der Begriff „Fremdschämen“ eine völlig neue Bedeutung für mich bekommen.

Weiterer Höhepunkt war die Laudatio von Westernhagen. Dieser Künstler wird ja nicht Müde, über die Deutschen und ihre Angewohnheiten, inbesondere die Einteilung in E- und U-Musik und generell das weltweit einmalige „Schubladendenken“ zu wettern. Dass er selbst genau diese Autostereotype bedient und natürlich wieder zu einem Rundumschlag gegen die Medienwelt und die Sternchen, die Casting-Shows hervorbringen, ausholt, merkt er nicht. Irgendwie scheint er in dem Glauben zu sein, er wäre in einem Baumwollfeld aus dem Muttermund geflutscht. Er sollte sich auf das beschränken, was er kann: Singen und Songs schreiben – obwohl…

Worauf ich eigentlich hinaus will: Warum kann das deutsche Fernsehen keine unterhaltsamen, kurzweiligen Award-Shows produzieren? Mit Tempo, Abwechslung, überraschenden Performances und spannenden Kollaborationen zwischen Künstlern. Shows, welche den Glamour-Faktor bedienen und ebenso den Anspruch haben, durch witzige Moderation, kurze Laudatien und gute Musikeinlagen zu glänzen. Es hat einen Grund, warum in den USA ausschließlich die besten Comedians des Landes die Rolle des „Hosts“ übernehmen und Mikros gnadenlos im Boden versenkt werden, wenn die Redezeit überschritten wird. Nach dieser Echo-Verleihung muss man sich die Frage stellen, ob die letzten 20 Jahre MTV-VMA’s, Grammy-Awards und Oscars völlig an den deutschen Fernsehschaffenden vorübergegangen sind. Null Gespür für Timing. Eigentlich hat rein gar nichts gestimmt – jegliche Grundregeln der Fernsehunterhaltung werden strikt ignoriert. Einziger Glanzpunkt – der gute, alte Udo. Kein Drehbuch, einfach er selbst. Ansonsten ein ärmliches Zeugnis.
 
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