Der "erhobene Zeigefinger" : Schlagzeuggeschichte (die Dritte, Forts. zu 28.09.13)

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Gast1463

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Der "erhobene Zeigefinger" : Schlagzeuggeschichte (die Dritte, Forts. zu 28.09.13)


Ab 1960:


- Die überwiegend gleichmäßig (binär) gespielte Rockmusik entwickelte sich aus dem mehr "punktiert" oder shuffle-mäßig bzw triolenhaft (ternär, auch etwas ungenau: "swingend") gespielten Rock & Roll, aber auch Jazz, und dominierte nun gegenüber dem Jazz.
- Die gleichmäßige Rockmusik war Folge des starken lateinamerikanischen Musikeinflusses, besonders des Chacha.
- Es bildeten sich Rock- oder rockmusikähnliche Stile (Beatmusik, Hardrock, Punk, Metal, Pop, Disco, Soul, Funk, Reggae, ...)
- Der Jazz löste sich zu Freejazz (freie Spielweisen) auf bzw ging durch Rockmusikeinfluss in Jazzrock sowie dann Rockjazz über.
- Oder Jazzstile vor 1960 wurden in neuen Spielweisen, etwa mit Verstärkeranlagen und elektronischen Instrumenten, als so genannter Neobop weiter gespielt.
- Das vor 1960 standardisierte Schlagzeug wurde oft stark erweitert (mehrere Snares, viele Becken und Tomtoms, zwei Basstrommeln und Hihats)
- In der frühen Phase befand sich die Computerisierung (Synthesizer- oder elektronische Schlagzeuge, Techno).


#1 Kleine Trommel (Snare):
- Manchmal wurden mehrere verschieden große Snares eingesetzt.

#2 Große Trommel (Basstrommel, Bass Drum):
- In der Frühphase befand sich das Doppelbassdrumspiel (2 Basstrommeln, eine je Fuß, Pedale ähneln dann den 3 Autopedalen: 1 Hihat + 1 Bassdrum = 2/linker Fuß, 1 Bassdrum = 1/rechter Fuß, bei Linkshändern umgekehrt)
- Die Doppelfußmaschine (anstelle zweier Basstrommeln) entwickelte sich.

#3 Becken (Cymbals):
- Oft wurde eine Vielzahl an Becken eingesetzt.
- Bei Becken trat Spezialisierung ein (Ride-Becken für ständige rhythmische Begleitung, Crash-Becken für starke Betonungen, Splash-Becken für schnelle Betonungen, China-Becken als besonderer Effekt).

#4 Hihat:
- Das mit Hand geschlagene geschlossene Hihatspiel ("chick chick chick ...") gewann herausragende Bedeutung.
- Mit dem Fuß wurde die Hihat nun flexibel gespielt (Backbeat nun überwiegend auf Snare).
- Zuweilen wurden mehrere Hihats eingesetzt (links bisherige oben mit Hand und unten mit Fuß gespielte, rechts z. B. geschlossene nur mit Hand gespielte Hihat, bei Linkshändern umgekehrt).

#5 Alles Zusätzliche (Tomtoms, Kuhglocken, sonstige Perkussion, Elektronik, ...):
- Eine Vielzahl an Tomtoms wurde eingesetzt.
- Perkussion wurde hinzu genommen (Stile der ganzen Welt, außerhalb des US-europäischen Raumes, wurden zunehmend einbezogen).
- Elektronik wurde einbezogen (z. B. computer-generierte Effekte über ein so genanntes Pad angeschlagen).


Jazzschlagzeuger:

- Billy Cobham, http://www.drummerworld.com/drummers/Bill_Cobham.html. Billy Cobham trat auf in Kassel: Mitte 1980er Musiktheater, um 1990 Staatstheater, 2012 Konzertsaal/Institut für Musik).
- Hann Bennink, http://www.drummerworld.com/drummers/Han_Bennink.html. Han Bennink trat 2012 in Kassel auf.
- Steve Berrios, http://en.wikipedia.org/wiki/Steve_Berrios. Mit Jerry Gonzalez :





...


Ab 1990:


- Durch Computerisierung wurde nun die vollständige elektronische Nachbildung des bisher nur vom Menschen gespielten 'mechanischen' bzw 'akustischen' Schlagzeugs ( = Grundset + Zusätzliches) oft die Regel.
- Durch das Internet breitete sich das Rock-Schlagzeugspiel global aus.
- Global dominieren seither die Metalrock- und R&B-Stilvielfalt (mit teilweise extremer Verlangsamung bis zum 16/16) sowie Techno-Nachfolgestile (Power-Pop, usw).


#1 Kleine Trommel (Snare): im wesentlichen wie vor 1990

#2 Große Trommel (Basstrommel, Bass Drum):
- Das Doppelbassdrumspiel differenzierte sich stark. Dabei wurden quasi die Füße zu Händen.

#3 Becken (Cymbals): im wesentlichen wie vor 1990

#4 Hihat: im wesentlichen wie vor 1990

#5 Alles Zusätzliche (Tomtoms, Kuhglocken, sonstige Perkussion, Elektronik, ...): im wesentlichen wie vor 1990


Jazzschlagzeuger/innen:

- Terry Lyne Carrington, http://www.drummerworld.com/drummers/Terry_Lyne_Carrington.html
- Chris Dave, http://www.drummerworld.com/drummers/Chris_Daddy_Dave.html

...


Zum Schluss. Vielleicht ist es doch ganz nützlich, sich mal wirklich zu veranschaulichen, wie ein Schlagzeug aus der Nähe aussieht, wie man es und wie es sich aufbaut, wie man daran sitzt und spielt. Auf jeden Fall erfordern Transport, Auf- und Abbau sowie Einstellen und Stimmen eines Schlagzeuges Zeit, Geduld und "Schlepperei", egal ob man das Grundset oder ein erweitertes Set spielt. Abgesehen von Wikipedia und anderem führt nachfolgender Link zu hilfreichen Internetseiten, die ganz gut zeigen in Bild und Text, wie man und wie sich ein Schlagzeug aufbaut, welche Hand sowie welcher Fuß wohin kommen und welche Trommel bzw Becken Hände und Füße spielen (bei "Links-HänderInnen/FüßerInnen": u m g e k e h r t ) :


http://www.thomann.de/de/onlineexpert_209_9.html?sid=9018d7ed6a67025f14c759 17d052c81d


"Nix verstanden?" ... Antwort! - Der "erhobene Zeigefinger".
 
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Gast1463

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Zu Han Bennink: Schlagzeugsolo quasi auf holländischem Käse (Istallation, 2008):
 
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Gast1463

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Zu Chris Dave, Beispiel: Posaune (Sarah Morrow) - Piano (Robert Glasper) - Bass (Derrick Hodge) - Drums (Chris Dave) - 2011 - "Impressions Of the Session" :
 
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Gast1463

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Zu: Ab 1990, Jazzschlagzeugerinnen: Cindy Blackman-Santana (seit 2010 verheiratet mit Carlos Santana ...), Jazz- und Rockschlagzeugerin, "Drum Solo Live", ca 2009 :


 
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Gast1463

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Hip Hop & Jazz (Rob Brown, Evolution of the Hip Hop Groove, 2008) :


 
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Gast1463

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Zu: ab 1990, Doppelbassdrumspiel (double bass drumming): ungerade Taktarten (hier 7/4 und 5/4) :


 
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Gast1463

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Zu: extreme Verlangsamung im R & B. 'Mozart hat den blues' beim Experimentieren mit einer neuen Taktart, einem mittel-schnellen, besser mittel-langsamen "ternaeren" 16/16 (ab ca. 2010) :

 
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Gast1463

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Bei 'Mozart hat den blues' (http://mhdb.net ..., Kassel) hat die neue sehr langsame Taktart des 16/16, die seit etwa 2010 klar Gestalt annahm (Linkin Park "Lost In The Echo", Maino feat. Roscoe Dash "Let It Fly", OMG Girlz "Gucci This", usw) und sich differenziert (binär, ternär), bisher in zwei Songs Eingang gefunden:


#1 "ClickSoundBoogie" (Bridge, 16/16 medium, ternär), http://soundclick.com/share.cfm?id=7387551


#2 "WasserfallBlues" (letzte Strophe, 16/16 slow, binär), http://soundclick.com/share.cfm?id=7729433 , zum Schluss hin vom 4/4 in den 8/8 (auf Doppelbassdrum) und schließlich 16/16 (Einzel-Basstrommel)
 
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